Meine ersten Erfahrungen mit ChatGPT und Claude 3 Sonnet

KI und Datenschutz
October 9, 2024

KI (Künstliche Intelligenz) ist kein Hype! KI ist im Alltag der Menschen längst angekommen. Mehr als ein Drittel aller Menschen in Deutschland nutzen KI aktiv (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1373267/umfrage/umfrage-zur-aktiven-nutzung-von-ki-diensten-in-deutschland/; Feb. 2023!).

Etwa jedes achte Unternehmen in Deutschland nutzt KI (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/11/PD23_453_52911.html; Nov. 2023)

KI nutzt Menschen und Unternehmen also. Und Menschen nutzen KI immer häufiger. Dabei ist vielen gar nicht klar, wo überall KI bereits seit geraumer Zeit im Einsatz ist:

  • Moderne Spamfilter lernen aus den markierten Spam-Mails, was Spam ist und filtern entsprechende Mails raus.
  • Marketing war einer der ersten Bereiche, die KI genutzt haben. So helfen ChatGPT, Claude und andere KI-Modelle bei der Erstellung von Content und passenden Illustrationen.
  • Längst schon hilft KI bei der Analyse der Customer Journeys und verschickt beispielsweise Newsletter.
  • KI wird im Marketing auch genutzt, um Inhalte und Anzeigen, digitale Werbung oder eine Plakatwand zu optimieren.
  • Sprachen-Lernprogramme und Apps nutzen KI, um personalisierte, individuelle Lerninhalte zur Verfügung zu stellen.
  • Ja, auch in der Verwaltung wird KI (leider viel zu selten) eingesetzt. Beispiele sind die automatisierte Terminvergabe für den dann doch wieder analogen Gang „zum Amt“, Betrugserkennung oder das Verkehrsmanagement.

Bei aller Begeisterung für die Möglichkeiten der KI dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass sie auch Risiken birgt.

KI-Systeme benötigen oft große Mengen an Daten zum Training und zur Anwendung. Ohne angemessene Schutzmaßnahmen könnten diese Daten unbeabsichtigt offengelegt oder gestohlen werden. Außerdem besteht die Gefahr der übermäßigen Datensammlung. Es werden gegebenenfalls mehr personenbezogenen Daten gespeichert als erforderlich, was dem Grundsatz der Datenminimierung widerspricht.

KI-Algorithmen können unbeabsichtigt sensible Informationen aus scheinbar harmlosen Datensätzen extrahieren oder ableiten.

Gegen Datenschutzgesetze wie die DSGVO oder das BDSG und diverse Landes-Datenschutzgesetze können verletzt werden, wenn keine Rechtsgrundlage für die Verarbeitung vorliegt.

Bei der Verwendung von Cloud-basierten KI-Diensten könnten personenbezogener Daten an Drittanbieter übermittelt werden, ohne dass der Verantwortliche davon etwas mitbekommt.

Durch menschliches Versagen oder Sicherheitslücken besteht die Gefahr von Datenschutzverstößen.

Unter Umständen merken Nutzer*innen gar nicht, dass der Verarbeitung die Nutzung von KI zugrunde liegt.

KI könnte zur Bildung detaillierter Profile genutzt werden, was gem. der DSGVO nur unter strengen Voraussetzungen erlaubt ist.

Unbeabsichtigte Diskriminierung droht durch undurchsichtige automatisierte Entscheidungen.

KI-Systeme speichern die Daten oft länger als es erforderlich ist.

Verarbeitung personenbezogener Daten in Drittländern kann zu komplizierten rechtlichen Fragen führen. Das gilt umso mehr, wenn unterschiedliche Datenschutzgesetze gelten.

Vor einer Woche habe ich eine „Lernreise“ begonnen, die mich bis zum Jahresende befähigen soll, Audits durchzuführen zum Thema „Datenschutz bei KI-Ein- und Durchführung“. Dies ist der dritte Artikel zum Thema „KI-Technologien im Fokus: Datenschutzimplikationen für Unternehmen und Non-Profits“.

Teil 1 gibt’s hier zu lesen: https://www.linkedin.com/posts/dirk-wolf-561113242_ki-technologien-im-fokus-datenschutzimplikationen-activity-7248264235523215361-1seU/

Teil 2 hier: https://dirkwolf.de/ki-technologien-im-fokus-datenschutzimplikationen-fuer-unternehmen-und-non-profits/

Die nächsten Teile erscheinen alle als Artikel auf LinkedIn und in meinem Blog: https://dirkwolf.de/blog

Warum habe ich mich für ChatGPT und Claude 3 Sonnet entschieden? Bei ChatGPT liegt es auf der Hand; es war schlicht die erste generative KI, die frei verfügbar zur Verfügung stand. Die Möglichkeiten haben wohl die meisten Menschen verblüfft, davon bin ich nicht ausgenommen. Von November 2022 an habe ich viel mit ChatGPT-3 experimentiert, habe diverse Prompts (Eingaben wie: „Fasse die Ilias in ca. 200 Wörtern zusammen! Und danach bitte die Odyssee!!“) ausprobiert und mich mit anderen experimentierfreudigen Menschen ausgetauscht.

Vor einigen Wochen haben mich zwei faszinierende Menschen der Fa. heise Medien bei einem Abend, der vom Marketing Club Hannover in den Räumen von heise organisiert war, dazu inspiriert, in das Thema KI noch einmal einzusteigen. Dort wurde ich auf Claude 3 aufmerksam. Gleich am nächsten Morgen habe ich damit experimentiert und bin auf interessante Unterschiede gestoßen.

Anmeldung und Einrichtung der Accounts. Hier kommt eine kleine Hilfe für den Einstieg in beide von mir abonnierten Modelle. Ich zahle ca. 18 € für ChatGPT und ca. 22 € für Claude, jeweils pro Monat und zuz. ges. MwSt.

Um ChatGPT zu nutzen, ist keine Anmeldung erforderlich, was den Zugang erleichtert. Du kannst sofort mit dem „Spielen“ starten, indem Du einfach Fragen stellst. Wenn du dich entscheidest, ein kostenpflichtiges Abonnement abzuschließen, hast du Zugriff auf erweiterte Funktionen, schnellere Antwortzeiten und eine höhere Nutzungskapazität. Hier kommen ein paar Tipps zum Einstieg:

https://chatgpt.com

  • Fragen stellen: Beginne mit einfachen Fragen oder bitte um Erklärungen zu bestimmten Themen.
  • Interessen mitteilen: Teile ChatGPT mit, was Dich interessiert, damit es/er/sie? Dir passende Informationen geben kann. Das Spektrum ist endlos breit. Ob Du Tipps zum Angeln brauchst, Du die Aufgabe lösen musst, eine umfangreiche Präsentation zum Thema „Das Liebesleben der Ameisen“ oder auch „Wirkprinzipien des Gefangenendilemmas für die Urteilsfindung in Strafprozessen“ schreiben sollst. ChatGPT wird Dir sehr effektiv helfen!
  • Mit der Version 4.0 (bezahlt) kannst Du sogar passende Illustrationen oder (Fake)-Fotos erstellen lassen.

Um Claude zu nutzen, ist eine Anmeldung bei Anthropic erforderlich. Nach der Registrierung kannst Du sofort mit dem ‘Experimentieren’ beginnen. Claude ist für seine präzisen und ausführlichen Antworten bekannt. Hier sind einige Tipps für den Einstieg:

https://www.anthropic.com oder https://claude.ai

  • Präzise Fragen stellen: Claude ist besonders gut bei komplexen Fragen. Je genauer Du formulierst, desto treffender die Antwort.
  • Kontext geben: Erläutere kurz den Hintergrund Deiner Frage. Claude passt sich Deinem Wissensniveau an.
  • Kreativ sein: Nutze Claude für Brainstorming, Textanalysen oder zum Verfassen verschiedener Textarten.
  • Coding und Analyse: Claude kann bei Programmieraufgaben helfen und komplexe Daten analysieren.
  • Multidisziplinär denken: Claude verfügt über breites Wissen in vielen Bereichen und kann fachübergreifende Verbindungen herstellen.

Claude bietet keine Bildgenerierung, aber es/er/sie? kann detailliert Bilder beschreiben und analysieren, wenn Du sie hochlädst. Claude ist besonders für tiefgehende Diskussionen und komplexe Aufgabenstellungen geeignet.

Moment mal! Was heißt, Claude ist für Diskussionen geeignet?

Ich habe schon mit ChatGPT heftig diskutiert. Einmal wollte das System mir nicht helfen bei einer Textkorrektur, weil ich die Terrororganisation Hamas nicht beim Namen genannt hatte, sondern sie umschrieben hatte. ChatGPT meinte, das sei nicht in Ordnung, man müsse die Dinge beim Namen nennen. Ich habe dagegen argumentiert, dass ich den Namen oben im Text bereits erwähnt hatte und ich ihn unten umschrieben habe, um mich nicht zu wiederholen. Daraufhin hat ChatGPT sich bei mir entschuldigt (! Generative KI ist äußerst höflich) und mir dann geholfen.

Claude ist noch einen Tick „leidenschaftlicher“ bei Diskussionen.

Ich habe beide Systeme gebeten, einen Vergleich anzustellen. Beide haben ziemlich ähnlich geantwortet. Hier kommt der Text von ChatGPT, der ist ausführlicher. Der Grund dafür liegt darin, dass ich ChatGPT grundsätzlich darum gebeten habe, ausführlich zu antworten. Das geht bei Claude nicht. Dort muss ich vor jedem neuen „Gespräch“ ein Word-Dokument mitgeben, in dem ich von mir erzähle und meine Vorlieben nenne (Duze mich, gendere auf diese und jene Art, schreibe Personal- bzw. Possessivpronomen wie Du, Dich, Ihr, Sie bzw. Dein, Ihr, Euer, Sein usw. groß und einiges mehr):

ChatGPT (entwickelt von OpenAI)

  1. Modell und Training: ChatGPT basiert auf der GPT-4-Architektur (aktuelle Version), die speziell für Konversationsanwendungen trainiert wurde. Es verwendet Transformer-Netzwerke, die darauf abzielen, menschliche Sprache zu verstehen und zu erzeugen, indem sie riesige Datenmengen analysieren. Trainiert wurde das Modell auf einer Vielzahl von Texten aus dem Internet, um eine möglichst breite Wissensbasis zu schaffen.
  2. Fähigkeiten:
    • Textgenerierung: ChatGPT kann Antworten auf eine Vielzahl von Anfragen generieren, darunter kreative Aufgaben (Geschichten schreiben, Gedichte erstellen) und informatives Texten (Antworten auf Wissensfragen, Datenanalysen).
    • Multimodalität: In der aktuellen Version kann ChatGPT nicht nur auf Textanfragen antworten, sondern auch Bilder interpretieren.
    • Kontextverständnis: ChatGPT speichert innerhalb einer Sitzung den Gesprächskontext, was es ermöglicht, Konversationen kohärent fortzuführen.
    • Programmiersprache: Es kann Code schreiben, Fehler finden und mathematische Berechnungen durchführen. Integrierte Tools ermöglichen weiterführende Berechnungen oder Abfragen.
  3. Bedienung und Features:
    • Chat-basiert: Die Interaktion erfolgt über Text, wobei man im Konversationsfluss Fragen stellt und darauf basierend Antworten erhält.
    • Erweiterungen durch Plugins: Für spezialisierte Aufgaben kann ChatGPT auf Plugins zugreifen, wie etwa Web-Browsing oder Datentabellen.
    • Personalisierung: ChatGPT kann sich bestimmte Informationen über Nutzer merken, um Antworten zu personalisieren.
    • Sitzungsgedächtnis: Innerhalb einer Sitzung erinnert sich ChatGPT an frühere Fragen und Antworten, verliert aber den Kontext nach dem Beenden der Sitzung.

Claude (entwickelt von Anthropic)

  1. Modell und Training: Claude ist ein Sprachmodell von Anthropic und baut auf Sicherheits- und Ethikrichtlinien auf, um besonders robuste und nutzerfreundliche KI-Interaktionen zu bieten. Das Modell wurde darauf trainiert, Sicherheit und Verständlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Es verwendet ebenfalls Transformer-Netzwerke, doch der Fokus liegt auf der Reduzierung von Halluzinationen und auf der Vermeidung von schädlichen Inhalten.
  2. Fähigkeiten:
    • Sicherheitsfokus: Claude ist darauf ausgelegt, sicherheitsorientierte Antworten zu geben und Risiken in Konversationen zu minimieren. Es neigt dazu, vorsichtig zu antworten und gegebenenfalls Warnungen oder Einschränkungen auszusprechen.
    • Konversationsführung: Claude ist stark darin, komplexe Konversationen zu führen und dabei die Sicherheit und Ethik zu priorisieren. Es neigt zu tieferem Nachdenken über gesellschaftliche und moralische Fragen.
    • Erläuterung: Claude bietet oft sehr erklärende und didaktische Antworten, mit einem klaren Fokus auf Nachvollziehbarkeit.
  3. Bedienung und Features:
    • Sicherheitsfeatures: Claude versucht proaktiv, potenziell unsichere oder heikle Themen zu identifizieren und entsprechend zu reagieren. Es gibt Warnungen oder weicht bestimmten Themen ganz aus.
    • Bedienoberfläche: Auch Claude ist chat-basiert, es bietet eine ähnliche Bedienung wie ChatGPT, allerdings oft mit einem eher konservativen Ansatz bei risikoreichen Themen.
    • Ethik und Erklärungen: Es legt großen Wert darauf, Antworten so zu gestalten, dass sie ethisch vertretbar und nachvollziehbar sind, oft mit einem besonders erklärenden Charakter.

Unterschiede in der Bedienung und den Features:

  • Sicherheitsfokus: Claude betont Sicherheit und Ethik stärker als ChatGPT und kann bei sensiblen Themen schneller eingreifen. ChatGPT ist hingegen oft flexibler in kreativen Aufgaben oder der Bearbeitung von komplexen Anfragen.
  • Multimodalität: ChatGPT bietet in seiner aktuellen Version Bildverarbeitung, während Claude sich mehr auf Textverarbeitung beschränkt.
  • Personalisierung und Anpassbarkeit: ChatGPT merkt sich in gewissem Maße Vorlieben der Nutzer, während Claude eher standardisierte Antworten auf ethisch sensible Art und Weise bietet.

Soviel zu den Unterschieden der beiden von mir eingesetzten Systeme. Es gäbe noch viel zu erzählen von meinen ersten Erfahrungen mit generativer KI. Wie sind Deine Erfahrungen? Arbeitest Du schon lange mit ChatGPT und Co. oder hast Du Dich noch gar nicht rangetraut? Ich kann Dich nur ermuntern, es zu tun. Und es hier unten in den Kommentaren mit mir zu teilen.

Zu weiteren spannenden Themen rund um KI und Datenschutz habe ich Artikel geschrieben:

Zur, machmal schwierigen, Beziehung zwischen KI und Datenschutz geht’s hier.

Grundlegende Informationen zu KI-Technologien habe ich hier zusammengefasst.

Und warum jede NGO (und jedes Unternehmen) ein KI-Audit benötigt, wenn die KI personenbezogene Daten verarbeiten soll, was sie (fast) immer potenziell tun, erläutere ich hier.

 

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